Hallo,
ich möchte kurz unseren Eindruck von diesem tollen Spiel wiedergeben, auf das Spielmaterial, erforderliche Englischkenntnisse eingehen und ein Fazit schreiben, ich werde aber nicht spoilern! Ganz unten werde ich einen Kritikpunkt anführen, den ich vorher noch einmal kennzeichne, da ich dort auf einen Punkt eingehen muss, der sich auch auf ein bestimmtes Abenteuer bezieht. Das ist zwar so allgemein wie möglich gehalten, ohne zu konkret zu werden, wer dies aber auch nicht möchte, kann diesen Abschnitt dann überspringen.
Nun zu dem Spiel:
Die Box enthält insgesamt 10 Fälle. Fälle 1-4 stellen eine Kampagne dar, die Jack the Ripper Fälle. Die Spielanleitung geht darauf ein, dass sich hierbei an dem historischen Fall orientiert wurde und der Verlag rät daher davon ab, es mit Kindern zu spielen. Die Kampagne richtet sich wirklich an Erwachsene unserer Ansicht nach. Der Verlag empfiehlt das Spiel ab 12, trotz seiner Warnung in der Regel vor den Ripper-Fällen 1-4. (Ich persönliche finde das aber zu jung und würde das Alter höher ansetzen. Eltern, die planen dies ggf. mit Familie und Kindern zu spielen, sollten da vielleicht vorher erst einmal reinschauen oder einen Fall lösen und dann entscheiden. Wir fanden 12 zu jung.)
Die Fälle 5-10 sind Einzelabenteuer. Da die Abenteuer schwieriger werden, wird der Fall 5 als Einstiegsfall empfohlen. Das haben wir auch so gemacht und für uns war das auch genau richtig so, weil wir vorher so ein Spiel auch noch nicht gespielt hatten und so hatten wir einen schönen, nicht zu schweren Einstieg.
Die Box und das Spielmaterial sind sehr gut! Die Box ist ein Schieber, das Material ist chronoglisch vorsortiert, hochwertig und detailreich gestaltet. Es macht Lust sofort drauf los zu spielen und ist so gut, dass die Zeitung bzw. der Stadtplan auch nicht nach 5 mal falten auseinanderfallen... ;-)
Pro Abenteuer wird ein Abenteuerbuch, eine Zeitung, der Stadtplan benötigt und das Verzeichnis, in dem man alle Personen und Orte mit dem jeweiligen Hinweiscode finden kann. Alle Orte und Hinweisgeber werden noch einmal zusammengefasst, damit man überhaupt weiß, an wen man sich wenden muss (z. B. Archive, Journalisten etc.), wenn man bestimmte Infos benötigt. Man kann auch durch die Zeit-Weg Leiste auf dem Stadtplan Alibis überprüfen, ob z.B. bestimmte Wege in der genannten Zeit überhaupt zurückgelegt werden können. Man hat also wirklich viele Möglichkeiten und Ansatzpunkte, um die Lösung der Fälle zu ermitteln.
Sollte man sich einmal in einem Fall "verrennen" kann man sich auch an Sherlock wenden, der dann eine Hilfestellung gibt.
Obwohl sehr viel gelesen werden muss, ist die Interaktion ist sehr hoch! Man knobelt gemeinsam, diskutiert, entwickelt Theorien und/oder verwirft sie wieder. Wenn man dann meint den Fall gelöst zu haben, kann man zu Sherlock gehen und dessen Lösung lesen und dann vergleichen, wie gut bzw. mit wie vielen Hinweisen man selbst den Fall gelöst hat. Dies geht so, dass den Spielern Fragen gestellt werden, die sie beantworten müssen. Für richtige Antworten gibt es Punkte. Von dieser Summe wird die Anzahl der Hinweise, die man benötigt hat wiederum abgezogen und die dann ermittelten Punkten zeigen, wie gut die Spieler im Vergleich zu Sherlock (der immer 100 Punkte/% hat ;-)) sind. Ein Zeitlimit gibt es zum Glück nicht! Man kann ganz in Ruhe und gemütlich so lange tüfteln wie man möchte. Das finde ich sehr gut und gefällt mir richtig gut!
Englischkenntnisse:
Es handelt sich hier nicht um hochgestochenes oder wissenschaftliches Englisch ;-) Die Sätze sind nicht zu kompliziert und nicht zu verschachetelt (gerade in den ersten Fällen), so dass man sie eigentlich recht flüssig lesen und verstehen kann. Einzelne Vokabeln kann man ja nachschlagen. Allerdings kann es auch mal auf ein bestimmtes Wort oder eine Wortbedeutung ankommen. Von daher: Meiner persönlichen Einschätzung nach sollte man schon einigermaßen gut Englisch können. Also Schulenglisch plus etwas Erfahrung. Wer aber auch sonst schon ab und an mal Bücher auf Englisch oder Artikel liest oder andere Spiele auf Englisch spielt, sollte hier eigentlich keine Probleme haben.
Das Spiel spielt sich meiner Ansicht nach genauso gut mit 2, wie mit 4 oder sogar 6 Personen, der Verlag gibt die Spielerzahl mit 1-8 an. Da man hier keine Spielzüge durchführt, gibt es auch keine Downtime. Es geh reihum, wer den Hinweis vorliest und dann wird halt gemeinsam diskutiert. Der Stadtplan liegt in der Mitte des Tisches, so dass ihn auch jeder sehen oder halt in die Hand nehmen kann. Das Spiel eignet sich wirklich in jeder Spielerzahl, als Solovariante (wer dazu Lust hat), genauso wie für kleinere oder größere Gruppen. Hauptsache, dass die Spielerinnen Lust haben auf diese Art der Spiele.
Der Wiederspielreiz ist natürlich kaum bis gar nicht gegeben, außer man hat ein sehr schlechtes Gedächtnis ;-), weil man die durchgespielten Fälle und die Kniffe dann einfach kennt. Dennoch finde ich, dass sich diese Spielbox absolut lohnt und man viele Stunden Spiel- und Knobelspass hat.
Ich kann und würde es empfehlen. Es hat uns wirklich viel Spaß gemacht und war mal etwas ganz anderes. Wer interesse an kooperativen Spielen (oder eine Solovariante) hat, wer Sherlock mag, gerne knobelt und Krimis mag... liegt hier wirklich goldrichtig! Von uns beide Daumen hoch!
Nun zu einem kleinen Kritikpunkt an der Spielregel, den Leute NICHT lesen sollten, die gar nichts zu den einzelnen Abenteuern wissen möchten und sich völlig überraschen lassen wollen:
Ein Defizit gab es unserer Ansicht nach bei der Spielregel. Es war uns zu Beginn nicht klar, dass Fälle mehrere völlig unterschiedliche und voneinander unabhängige Handlungsstränge haben können, die man aber beide dann lösen muss, um Punkte dafür zu bekommen (Fall 5 Goldfire... mehr verrate ich nicht, die die ihn gelöst haben, werden wissen, was ich meine). Wir waren dann, als wir dachten, dass wir den Fall gelöst haben, etwas überrascht, als dann Fragen zu einem völlig anderen Verbrechen kamen, das Sherlock selbst ja auch gar nicht gelöst hatte. Das fanden wir etwas verwirrend. Den Teil hätten wir gerne gelöst, wenn wir es gewußt hätten. Nachträglich das noch zu machen ist dann etwas die Luft oder der Reiz raus... Die Spielregel hätte - ohne zu viel zu verraten - durchaus darauf hinweisen können, dass es mehrere Stränge geben kann, die man lösen kann bzw. sogar muss, um Punkte dafür zu kriegen.
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